Hauptziel der Amerikaner bei der Organisation der Verwaltung in den besetzten Länder ist es, dafür zu sorgen, dass von diesen zukünftig keine Kriegsgefahr mehr ausgeht. Zu diesem Zweck sollen die besetzen Gebiete in gefestigte, eigenständige Demokratien verwandelt werden, die zukünftig in Frieden mit ihren Nachbarn leben. Im Falle Deutschlands wird hierfür die Auflösung Preußens, das den Amerikanern als Brutstätte des deutschen Militarismus gilt, sowie die Zerschlagung der nationalsozialistischen Bewegung als unabdingbare Voraussetzungen angesehen. Doch bevor solche langfristigen Ziele erreicht werden können,
geht es in den deutschen Städten, die die Amerikaner bei ihrem Vormarsch
einnehmen, zuallererst darum, die öffentliche Ordnung und Versorgung
der Bevölkerung in den Städten sicherzustellen und Unruhen zu
verhindern. Um dieses zügig zu erreichen, werden bestehende Verwaltungsstrukturen
– nach einer möglichst umfassenden Entfernung aktiver Nazis aus ihren
Ämtern – genutzt oder, wenn nötig, ihr Neuaufbau organisiert.
Die städtischen Einrichtungen stehen dabei unter Aufsicht und Kontrolle
der Besatzer. Wichtige Entscheidungen können nur mit ausdrücklicher
Zustimmung der Besatzungsbehörde getroffen werden.
Bis ein neuer Polizeiapparat aufgebaut ist, übernehmen die Amerikaner vorübergehend polizeiliche Aufgaben. Sie schreiten gegen Plünderungen ein, verhaften Schwarzmarkthändler, überprüfen Anordnungen wie die Einhaltung der Ausgangssperre. .
Sie durchsuchen verdächtige Häuser nach untergetauchten Nazis, Wehrmachtssoldaten oder anderen zu verhaftenden Personen. Die Gesetzgebung und Rechtsprechung wird zunächst ebenfalls von Militärgerichten übernommen. .
Für logistische Zwecke wie die Verteilung von Lebensmittelkarten müssen sich alle Einwohner registrieren lassen. Fabriken werden von den amerikanischen Soldaten auf ihre Lagerbestände und Leistungsfähigkeit überprüft. Für die Versorgung der Bevölkerung wichtige Betriebe dürfen ihre Produktion umgehend wieder aufnehmen. Die Trinkwasser- und Energieversorgung, das Verkehrssystem, Kommunikationsmittel wie Post und Telefon werden so schnell es geht, oft mit tatkräftiger Unterstützung der Besatzer, wieder instand gesetzt. In den bombardierten Städten, in denen katastrophale Wohnverhältnisse herrschen, werden Behelfsheime als Notquartiere aufgebaut .
Hinzu kommt, dass einige der ehemaligen Gefangen auf Rache sinnen und beginnen, die deutsche Bevölkerung zu terrorisieren, so dass sich die Besatzer trotz aller Sympathien für die sogenannten Displaced Persons (verschleppte Personen) nicht selten genötigt sehen, einzugreifen und Verhaftungen vorzunehmen. .
Die amerikanische Besatzungszeit stellt in vielen deutschen Städten, selbst dort, wo die Amerikaner nur wenige Wochen oder Monate vor Ort waren, einen einschneidenden Wendepunkt in deren Geschichte dar. Die Besatzer bereiten den Weg für einen friedlichen, demokratischen Neuanfang und legen grundlegende Schritte für den Wiederaufbau. . . |
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