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"Freu Dich Deutschland!" 
Große Festparade in Bonn
am Tag der deutschen Einheit, 3.10. 2011

Auf Einladung der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen nahm unsere Gruppe an der großen Festparade "Freu Dich Deutschland" in Bonn teil. Die Parade markierte den Höhepunkt des Bonner Deutschlandfestes, das unter dem Motto "Freiheit -Einheit-Freude-Bewegung"stand. Rund 1.800 Teilnehmer aus Bonn, Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland präsentierten bei der Parade ein buntes Programm für tausende Zuschauer, zu denen auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und andere prominente Politiker aus Nordrhein-Westfalen zählten. Das Spektrum reichte von Musikkapellen, Bands, Chören, Sportgruppen über Brauchtums- und Schützenvereine bis hin zu Tanzgruppen. 
 
-. Auf Wunsch des Veranstalters hatte unsere Gruppe bei der Festparade das Thema "Bonn als Wiege des Grundgesetzes" dargestellt. 

Das Grundgesetz, die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, war vom Parlamentarischen Rat 1948 in Bonn ausgearbeitet und am 8. Mai 1949 beschlossen worden. Mit Genehmigung der Alliierten trat es am 23. Mai 1949 in Kraft. 

Das Grundgesetz legt die grundlegenden staatlichen System- und Wertentscheidungen unserer parlamentarischen Demokratie fest und steht über allen anderen deutschen Rechtsnormen. Von besonderer Bedeutung sind die im Grundgesetz aufgeführten Grundrechte, die unumstößlich festgeschriebenen wurden, damit sie nie wieder - wie unter den Nazis - einfach ausgehebelt werden können.

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Bei der Umsetzung dieses für die deutsche Geschichte so bedeutenden Themas haben wir versucht, an die schwierigen Lebensumstände zu erinnern, die zu bewältigen waren, bevor es mit der Verkündung des Grundgesetzes zu diesem demokratischen Neuanfang in Deutschland kommen konnte. 
 

.. Am Anfang dieser Entwicklung stand der Sieg der Alliierten über die Nationalsozialisten. Durch ihn wurde das totalitäre NS-System beseitigt und der Boden für die politische Erneuerung bereitet. 

Aus diesem Grund haben wir mit unserer Gruppe auch Soldaten der alliierten Streitkräfte repräsentiert. Zu den Alliierten, die an der Eroberung des Rheinlandes beteiligt waren, zählten neben den Amerikanern auch Briten und Kanadier. 

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Doch bevor die Demokratisierung Deutschlands eingeleitet werden konnte, mussten zunächst die wichtigsten Versorgungsprobleme gelöst und notwendige Aufräumarbeiten geleistet werden. Nach dem Krieg waren viele Städte nur noch eine Trümmerlandschaft. Auch Bonn war zu etwa 30 Prozent zerstört. Sogenannte Trümmerfrauen besorgten die schweren Aufräumarbeiten und sicherten Ziegel- und Bruchsteine, Balken, Rohre und Altmetalle für den späteren Wiederaufbau.
 
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Es herrschte an vielen Dingen Mangel. Kleidung und Schuhe waren oft zerschlissen und notdürftig repariert.  Erfindungsreichtum war angesagt. Um die nicht mehr vorhandenen feinen Strümpfe zu simulieren, wurde von hinten am Bein mit einem Augenbrauenstift eine Naht gemalt. Kinder gingen oft barfuss.
 
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Besonders groß war der Nahrungsmittelmangel in den zerbombten Großstädten. Um die kargen Rationen aufzubessern, waren viele genötigt, Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt zu besorgen oder Hamstertouren aufs Land zu unternehmen. Auch Plünderungen waren keine Seltenheit. Die Beschaffung von Waren auf derlei Weise war streng verboten und es wurden schwere Strafen bei Zuwiderhandlungen angedroht. 

Bei der Ahndung dieser Delikte setzte die alliierte Militärregierung zur Unterstützung ihrer Militärpolizei Hilfspolizisten aus der Bevölkerung ein, die mit Armbändern mit der Aufschrift "M.G. Police/Hilfspolizei" (M.G. = Abkürzung für Military Government) versehen war. Doch der Hunger und die Not waren so groß, dass die polizeilichen Maßnahmen die illegalen Tätigkeiten nicht unter Kontrolle bringen konnten. 
 

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Da auch Holz und Kohle Mangelware waren, wurden in den Wäldern Äste und Zweige aufgesammelt (teilweise auch ganze Bäume gefällt, bis dieses unterbunden werden musste, weil so viel abgeholzt wurde, dass der gesamte Baumbestand gefährdet war.)

Besonders schlimm war die Situation für die Millionen von Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten, die nach dem Krieg in die von den Alliierten besetzten Zonen Deutschlands strömten. Oft zu Fuß, hinter sich einen Handkarren ziehend, mit Koffern und Rucksäcken, in denen sich die kärglichen Überreste ihres Hab und Guts befanden, suchten sie eine neue Heimat. 
 

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Bei all dem Leid und Elend, das die Menschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit erlitten, gab es auch kleine Lichtblicke. So waren für viele Menschen die mit Lebensmitteln gefüllten Pakete, die von der privaten Hilfsorganisation CARE („Cooperative for American Remittances to Europe“) ab August 1946 nach Deutschland gesendet wurden, ein wahrer Segen, der nicht nur den Hunger linderte, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft weckte.
 
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Eine merkliche Verbesserung der Lage gab es jedoch erst ab 1948. Mit der im Juni von den westlichen Militärregierungen vollzogenen Währungsreform wurde in den drei zugehörigen Zonen ein unerwartet schnelles und nachhaltiges Wirtschaftswachstum eingeleitet. Die Menschen mussten nicht mehr hungern und konnten sich allmählich auch wieder die ersten Luxusartikel leisten. 

Auch politisch ging es mit dem Demokratisierungsprozess in den Westzonen nun, nachdem die schwierigsten Versorgungsprobleme gelöst waren und die Menschen wieder beginnen konnten, an etwas anderes als an Essen zu denken, schnell voran. Der entscheidende Meilenstein, der den neuen demokratischen Staat begründete, war das Grundgesetz, dessen Verkündung am 23. Mai 1949 als "Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland" gilt.

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. Entsprechend wurde das Grundgesetz von unserer Gruppe auch am Ende als Höhepunkt präsentiert. 

Als überdimensioniertes, in einem Kinderwagen transportiertes Buch soll es eindrücklich den demokratischen Neuanfang Deutschlands symbolisieren, der erst nach vielen Leiden und Entbehrungen in den ersten Nachkriegsjahren beschritten werden konnte.

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Abgerundet wurde unser Auftritt durch den Adenauer Mercedes. Konrad Adenauer war nicht nur Vorsitzender des Parlamentarischen Rates, der das Grundgesetz ausgearbeitet hat, sondern wurde auch der erster Bundeskanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. In seinen politischen Ämtern prägte er ganz entscheidend das Bild der neuen Bonner Republik. Leider musste der Wagen aufgrund eines Motorschadens frühzeitig aus dem Festzug ausscheiden.
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. Direkt hinter unserer Gruppe folgte der Auftritt der Bonner Firma Haribo mit ihrem Werbeträger Thomas Gottschalk, der der wohl prominenteste Teilnehmer des Festzuges war.

Mit den tausenden von extra für den Anlass hergestellten schwarz-rot-goldenen Gummibären, die der Moderator unter die Zuschauer verteilte, versinnbildlichte dieses einen recht passenden Übergang von den schwierigen Hungerjahren zum deutschen Wirtschaftswunder.

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Der Festumzug, der bei schönstem Wetter zahlreiche Zuschauer angelockt hatte (mit denen wir auch hier und da vor und nach dem Umzug interessante Gespräche führen konnten), war für unsere Gruppe ein besonders eindrucksvolles Ereignis. 
 
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. Gefreut haben wir uns natürlich auch über die positive Beachtung unseres Auftrittes in den Medien, u.a. bei der Live-Übertragung im WDR oder in der Aktuellen Stunde. 

Der Redakteur Holger Willke schrieb in seinem Artkel über den Festumzug im Bonner Generalanzeiger am 3.10.2011: "... und ganz besonders viel Jubel brandete auf, als die Gruppe "Bonn -Lebendige Geschichte zwischen 1939 uns 1949" sich in den Zug einreihte. Frauen und Männer trugen Mode von damals, schoben alte Kinderwagen und erinnerten an Trümmerfrauen und Kriegsrückkehrer." 

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.Weitere Fotos von unserer Gruppe
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(Fotos von Klaus Siegfried)
 
 

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