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Historischer Stadtrundgang
Düsseldorf
11. April 2009 
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Am Samstag vor Ostern haben wir zusammen mit Mitgliedern unserer holländischen Partnergruppe einen historischen Stadtrundgang durch Düsseldorf unternommen. Geleitet wurde die Stadtführung von unserem Gruppenmitglied Michael. Schwerpunkt der Führung waren die Überreste nationalsozialistischer Kunst und Architektur in Düsseldorf. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Michael für die außerordentlich interessante Führung mit vielerlei Hintergrundinformationen.
 

Bei traumhaftem Wetter starteten wir unseren Stadtrundgang am Nordpark, der von den Nationalsozialisten für die "Grosse Reichsausstellung Schaffendes Volk" angelegt worden war. Diese 1937 eröffnete Ausstellung sollte das "neue deutsche Wohnen", das "neue deutsche Arbeiten" und die "neue deutsche Kunst" im In- und Ausland werbewirksam präsentieren.
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Arno Drescher gewann mit seinem Entwurf den Wettbewerb für die Gestaltung des offiziellen Ausstellungsplakates. Erst nachdem sein Entwurf bereits als offizielles Plakat in Druck gegeben worden war, fiel auf, dass etwas Wesentliches auf dem Plakat fehlte: das Hakekreuz. 
Drescher wurde daraufhin aufgefordert, ein neues Plakat (siehe Bild rechts) zu entwerfen, bei dem das Hakenkreuz-Symbol integriert war.
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Am Haupteingang des Nordparks trifft man zunächst auf die zwei Großplastiken von Edwin Scharff: die "Rossebändiger", die damals im Rahmen der Ausstellung zu einem Skandal führten.
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..... Zum Eklat kam es, als 1937 Fotos dieser Plastiken auf der Ausstellung "Entartete Kunst" in Münschen präsentiert wurden. Kritikpunkt war, dass das antike Motiv der Rossebändiger - Symbol für die Herrschaft des menschlichen Geistes über die wilde Natur - nicht angemessen umgesetzt worden sei. Die Plastiken drückten nicht die von den Nationalsozialisten gewünschte klare Überlegenheit des Menschen über die Pferde aus. Edwin Scharff erhielt noch im gleichen Jahr Berufsverbot. Aufgrund ihrer immensen Größe, die einen Abbau erschwerten, verblieben die "für die Ewigkeit erschaffenen" Skulpturen jedoch als weit sichtbare Wahrzeichen an ihrem Standort.
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Die Hauptachse der imposanten Gartenanlage ist die sogenannte 'Wasserachse" mit ihren Wasserspielen. Die Wasserspiele sollten damals alles Bisherige auf deutschen Ausstellungen übertreffen und waren ein Höhepunkt der Ausstellung.  ......
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Barocken Vorbildern folgend war geplant, die Wasserachse beidseitig von 6 lebensgroßen Statuen zu flankieren. Diese insgesamt 12 Statuen, genannt „Die Ständischen“, sollten die Volks- und Ständegruppen repräsentieren, aus denen sich nach nationalsozialistischer Ideologie das „schaffende Volk“ zusammensetzte.
 
....... Doch ebenso wie die "Rossebändiger" von Scherff entbrannte während der Ausstellung auch um diese Skulpturen ein Skandal. Man hielt die von verschiedenen Düsseldorfer Künstlern geschaffenen Statuen für künstlerisch misslungen und "nach den vom Führer gegebenen Richtlinien untragbar". Daher wurden sie wieder entfernt. 

Bild links: Farbfotografie von der Ausstellung 1937, bei der die Statuen noch auf ihren Sockeln stehen

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Vier der Statuen stellte man 1941 wieder an den Ecken des Wasserbeckens im Nordpark auf: Zimmermanns "Bauer" und 'Bäuerin', Hoselmanns 'Falkner' und die 'Winzerin' von Zschorsch.
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Nächste Station auf unserem Stadtrundgang war das von den Architekten Klophaus und Tachill geschaffene 39er Denkmal am Reeser Platz. Dieses 1932 vom Denkmalausschuss des Füsilierregiments 39 in Auftrag gegebene Denkmal wurde im Juli 1939 eingeweiht. Es zeigt bewaffnete Soldaten, die mit ungebrochenem Kampfeswillen der Gruft entsteigen. Das Denkmal ist in einer für die damalige Zeit typischen Bildsprache gehalten, in der der Krieg verherrlicht und die absolute Gefolgschaft bis in den Tod heroisiert wird. 
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Die Inschrift auf dem Denkmal "Für des deutschen Volkes Ehre und Freiheit" sowie die später an der Seite des Denkmals eingemeißelten Namen der eroberten Städte sind Ausdruck der aggressiven Kriegspolitik der Nationalsozialisten. Nach Kriegsende sollte das Denkmal zunächst abgerissen werden. Es blieb aber erhalten mit der Begründung, es sei den gefallenen Soldaten gewidmet und wäre„künstlerisch und architektonisch" bedeutsam. ......
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Schon 1927/28 war in der Nähe der heutigen Düsseldorfer Tonhalle von Jupp Rübsam ein Denkmal zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Füsilierregiments 39 erschaffen worden. Die Überreste dieses Denkmales haben wir bei unserem Stadtrundgang ebenfalls besichtigt.
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....... Im Unterschied zum Denkmal am Reeser Platz betonte der Entwurf von Rübsam, bei dem ein Soldat seine Hand auf die Hand des neben ihm liegenden verwundeten Kameraden legt, Kameradschaft und gegenseitige Hilfe. 
Das Denkmal von Rübsam wurde 1933 von den Nationalsozialisten abgerissen. 1978 wurden die erhalten gebliebenen Bruchstücke an ihrem alten Standort wieder aufgestellt.
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Die heutige Tonhalle (frühere "Reichshalle") war im Rahmen der "GeSoLei" (Ausstellung für Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen) 1925/26 nach Plänen von Wilhelm Kreis erbaut worden und beherbergte zuerst ein Planetarium. In den 1970er Jahren wurde in dem Gebäude ein moderner Konzertsaal errichtet. Die "Reichshalle" gehörte ebenso wie das Großrestaurant Rheinterrasse zum Komplex des Ehrenhofes.
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Tonhalle
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Rheinterrasse
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Kern der Ehrenhof-Anlage bildete der bereits 1902 erbaute Kunstpalast. Wilhelm Kreis ließ  im Rahmen der oben erwähnten "GeSoLei" Ausstellung 1925/26 eine neue Fassade für dieses als Repräsentationsstätte der Düsseldorfer Künstlerschaft dienende Gebäude anbringen und integrierte es in eine hufeisenförmige Anlage, in der auch das Kunstmuseum und das Reichsmuseum für Wirtschafts- und Gesellschaftskunde (heute NRW-Forum) ihren Platz fanden. Die Skulptur der "Aurora", die sich auf dem Dach der Anlage befindet, wurde ebenfalls anlässlich der Ausstellung geschaffen und zwar von Arno Breker, einem Künstler, der später in den 30er Jahren zum prominentesten Bildhauer des "Dritten Reiches" werden sollte und dessen spätere Werke aufgrund dieser Verstrickung in den Nationalsozialismus bis heute umstritten sind.
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Haupteingang
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Gebäudeteil mit Aurora-Skulptur
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Nach der Besichtigung der Ehrenhof-Anlage haben wir eine kleine Pause eingelegt und ein herzhaftes Mittagsmahl in einer alteingesessenen Gaststätte mit traditioneller Düsseldorfer Küche zu uns genommen. Das Essen war besonders für unsere holländischen Gäste ein "eindrucksvolles Erlebnis". 
Natürlich durfte danach - frisch gestärkt - ein Besuch der Düsseldorfer Altstadt und der berühmten Einkaufsmeile "Königsallee" nich fehlen. Bei "Manufactum" konnten wir dann auch noch das ein oder andere nostalgische Kleinod für den täglichen Bedarf erwerben.

Am Ende der Führung stand das spätbarocke Schloss Jägerhof, in dem selbst Napoleon 1811 für einige Tage mit seiner Gattin Marie Louise logierte. Das Schloss entstand zwischen 1752 und 1763 im Auftrag von Kurfürst Karl Theodor.
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Während der Napoleonischen Kriege diente Schloss Jägerhof  den Franzosen als Lazarett und Nachtlager. Als das Rheinland an Preußen fiel, residierten dort Angehörige des preußischen Königshauses. 1909 wurde es an die Stadt Düsseldorf verkauft. 1937 richteten die Nationalsozialisten im Gebäude die Gauleitung ein. Seit den 50er Jahren wird der Jägerhof als Museum genutzt. Heute befindet sich darin das „Goethe-Museum“ zusammen mit der „Stiftung Ernst Schneider“. ......
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Ein kleiner Spaziergang im Hofgarten mit anschließendem Eisessen rundete den Tag ab. Es war ein sehr interessanter Ausflug. Und da wir bei weitem noch nicht alles gesehen haben, was Düsseldorf zu bieten hat, wird das sicherlich nicht der letzte Stadtrundgang dort gewesen sein. 
 
 

Hier noch ein paar Schnappschüsse vom Tag ...

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