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"Und sie werden nicht mehr frei ..."
Jugend im Nationalsozialismus
Ausstellungseröffnung am 7. Juni 2009, 
Historisches Centrum Hagen 
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Anlässlich der Ausstellungseröffnung "Und sie werden nicht mehr frei ... - Jugend im Nationalsozialismus" waren wir am 7. Juni ins Historische Centrum Hagen eingeladen. Als Leihgeber einiger Exponate interessierte uns natürlich besonders, wie diese im Umfeld der Ausstellung präsentiert werden.
 
.... Die Ausstellung thematisiert die verschiedenen Lebensbereiche von Jungen und Mädchen in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie zeigt auf, welchen enormen Einfluss der Staat auf die Erziehung der Kinder und Jugendlichen hatte - wie indoktriniert und kontrolliert wurde, um die heranwachsende Generation zu gläubigen, gehorsamen und regimetreuen Nationalsozialisten zu erziehen. Ebenso wird der Krieg als einschneidende Veränderung im Leben der Kinder beleuchtet - von der Kinderlandverschickung über den Bombenkrieg bis zum Volkssturm.

Die Ausstellung geht darüber hinaus auch auf die Kinder und Jugendlichen ein, die nicht in das Bild des Nationalsozialismus passten. Es wird gezeigt, wie sie - besonders aus rassistischen Gründen - unbarmherzig verfolgt wurden und nicht selten einen qualvollen Tod im Konzentrationslager fanden.
Behandelt werden zudem jugendliche Cliquen wie die Edelweisspiraten und die Swing-Jugendlichen, die versuchten, sich dem totalitären Anspruch des Staates zu entziehen und deren jugendlicher Protest mit zum Teil drakonischen Strafen geahndet wurde.

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Die Begrüßungsrede hielt Bürgermeister Hans-Dieter Fischer (der als Vertretung für den erkrankten Oberbürgermeister Peter Demitz eingesprungen war). Die Ausstellung, die sich gegen das Vergessen wende und zur Erinnerung mahne, sei insbesondere für Kinder und Jugendliche konzipiert, richte sich aber selbstverständlich auch an alle geschichtlich interessierten Bürger. Die Ausstellung rege dazu an, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzten und helfe dadurch, zeitgenössische Formen des Rechtsextremismus besser einzuordnen und zu beurteilen. Sie zeige auf, wo eine Gesellschaft ende, die nicht Werte wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie ihr eigen nenne. .....
Bürgermeister Hans-Dieter Fischer
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....... Mit besonderem Stolz wies Fischer darauf hin, dass die Ausstellung im Rahmen des Bundesprogramms "VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie"gefördert werde und unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Ursula von der Leyen stehe.
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Als weiterer Redner sprach der jüdische Zeitzeuge Herbert Shenkman. Der gebürtige Hagener berichtete über seine Jugendzeit in Hagen bis zur Deportation. Erschütternd schilderte Shenkman, wie die Menschen in seiner Umgebung der Entrechtung der Juden kommentarlos zugesehen hätten, wie er mehrfach deportiert wurde (Theresienstadt, Ausschwitz und Buchenwald), wie er unter unmenschlichen Bedingungen in den Lagern leben musste, Zwangsarbeit leistete und nach einer waghalsigen Flucht kurz vor Kriegsende nur knapp mit dem Leben davonkam. ....
Herbert Shenkman (geb. Schenkmann, Jg. 1923)
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Die Ausstellung selber überzeugt durch ihre klare Struktur. Eindrucksvolle Bilder, zahlreiche Ausstellungsstücke, die den Alltag von damals veranschaulichen, aussagekräftige Originalzitate und erklärende Kommentare, vermitteln ein umfassendes Bild. Besonders positiv hervorzuheben ist die gelungene Zusammenarbeit mit Schülern, die sich in die Rolle von Jugendlichen damals hineinversetzt haben. In Videoinstallationen berichten sie als "Zeitzeugen" über das Leben "aus ihrer Sicht". Die subjektive Sichtweise erleichtert die Identifikation mit den Betroffenen und fördert so ein tierfergreifendes Verständnis. 
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Gefallen hat uns auch das Arrangement der von uns gestellten Exponate, die im Rahmen der Ausstellung zur Veranschaulichg des Aspektes "Jugendlicher Protest - Swing-Jugend" dienen: vom "Hotkoffer" (dem Koffergrammophon), das den Jugendlichen das Hören "ihrer Musik", die den Nazis als "entartet" galt, ermöglichte, über diverse bei Swing-Jugendlichen besonders beliebte Schellackplatten mit Swingmusik bis hin zum Outfit einen Swingjugendlichen. 
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Brunswick-Katalog Cover
....... Kurios ist in diesem Zusammenhang der ausgestellte Plattenkatalog der deutschen Brunswick-Firma von 1936. Angepriesen werden in dem Katalog ganz offiziell Platten diverser amerikanischer Swinggrößen wie Duke Ellington, Cab Calloway oder Count Basie, die aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe unter den Nazis als "rassisch minderwertig" galten. Hier zeigt sich, wie widersprüchlich die Politik der Nationalsozalisten oft war. 
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Die ursprünglich bis zum 15. November 2009 geöffnete Ausstellung wird aufgrund des großen Erfolges nun bis zum 24. Januar 2010 verlängert. Wir können einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Interessant ist auch das umfangreiche Begleitprogramm mit speziellen Führungen, Vorträgen, Zeitzeugengesprächen und einem Fotowettbewerb für Jugendliche.
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Weitere Informationen hierzu unter:
www.historisches-centrum.de
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