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Hintergrundinformationen zu unseren Darstellungen
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Der Hungerwinter 1944/45 und die "Operation Manna"
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Der Hungerwinter 1944/45 war für die niederländischen Bevölkerung die wohl schwerste Zeit während des Zweiten Weltkrieges. Über 200 000 Menschen litten an starken Mangelerscheinungen und weit über 20 000 Menschen starben zwischen September 1944 und Mai 1945 an den direkten oder indirekten Folgen des Hungers. 

Besonders schwer traf es den städtisch geprägten Westen der Niederlande, der nach dem missglückten Einfall der Alliierten in Arnheim im September 1944 vom Land isoliert wurde. Verschärft wurde die Situation noch dadurch, dass die deutschen Besatzer als Reaktion auf den Eisenbahnstreik niederländischer Arbeiter, die Niederlande für mehrere Wochen mit einem Lebensmittel-Embargo belegten. 

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 Vor allem Kinder hatten unter den Folgen des Hungerwinters zu leiden
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Auf Hungertour
....... Während des Hungerwinters brach in vielen Städten schließlich das nach der Besetzung eingeführte Verteilungssystem über Lebensmittelkarten zusammen. 

Um überhaupt Nahrungsmittel zu erhalten, legten Zehntausende auf sogenannten „Hungertochten“ (Hungertouren) zu Fuß, mit dem Handwagen oder mit dem Fahrrad weite Stecken zu den Bauernhöfen zurück, wo die noch vorhandene Ware zu Wucherpreisen verkauft wurde.

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Die niederländische Exilregierung bemühte sich zwar in London, die Alliierten davon zu überzeugen, einzugreifen, um eine humane Katastrophe zu verhindern, aber es gab strategische Bedenken, da Hilfslieferungen die alliierten Operationen hätten erschweren und zudem auch die deutschen Besatzer von ihnen hätten profitieren können.
 
Als die Exilregierung sich daraufhin an die internationale Öffentlichkeit wandte, fanden sich schließlich neutrale Länder wie Schweden und die Schweiz sowie das Internationale Rote Kreuz bereit, Hilfe zu leisten. 

Es gelang ihnen Anfang 1945 Hilfsgüter wie Mehl, Erbsen, Margarine, Milchpulver, getrocknetes Gemüse und Lebertran in den Westen der Niederlande zu transportieren. Legendär wurde vor allem das aus dem schwedischen Mehl gebackene "Zweedse wittebroot“ (schwedisches Weißbrot). 

Auch wenn die Ladungen bei weitem nicht ausreichten, so wurde doch das Leben zahlreicher Menschen gerettet. Zudem hatten die Lieferungen eine enorm positive Auswirkung auf die Moral der Bevölkerung.

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National Archives of Canada
Niederländischer Frachtträger entlädt die Hilfsgüter von den schwedischen Rotkreuz-Schiffen im Hafen von Rotterdam
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Angesichts der bevorstehenden deutschen Niederlage einigten sich schließlich Ende April 1945 Deutsche, Amerikaner, Engländer, Kanadier, Russen und Niederländer auf einen beschränkten Waffenstillstand, der Lebensmittelabwürfe aus der Luft ermöglichen sollte.
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.... Mehr als zweihundert britische Lancaster Bomber warfen am 29. April über 500 Tonnen Nahrungsmittel ab. Bis zum 8. Mai folgten über 10 Millionen Tonnen in 500 weiteren Flügen - zwei Drittel geleistet von der britischen Royal Air Force, ein Drittel von der amerikanischen Army Air Force. Nach dem biblischen Brot, das vom Himmel fiel, erhielt die Operation der Briten den Namen „Manna“ während die Amerikaner ihren Einsatz Operation „Chowhound“ tauften. 

Die Bevölkerung feierte die Lebensmittellieferungen mit Jubelrufen und schwenkenden Fahnen wie die Befreiung, die am 5. Mai Wirklichkeit werden sollte. Allerdings war dieses unter der noch bestehenden deutschen Besetzung nicht ungefährlich, da deutsche Gegenwehr nicht ausgeschlossen war.

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Die Befreiung
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Mit der Kapitulation ging für die Niederländer nicht nur eine Zeit des Hungers und größter Entbehrungen zu Ende, sondern auch eine Zeit des Terrors und der Angst. Nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern auch die Versorgung mit Gas, Kohle und Elektrizität, auf die man während der Wintermonate besonders angewiesen war, kam in den letzten Monaten des Krieges fast völlig zum Erliegen. 

Darüber hinaus übten die deutschen Besatzer zunehmend stärkeren Terror gegen die Zivilbevölkerung aus, um ihre, von den Kämpfen und zunehmenden Niederlagen geschwächte, Machtposition zu stärken.

Es gab permanente Razzien nach illegalen Aktivitäten, schärfste Verfolgung der erstarkenden Widerstandsbewegung begleitet von drakonischen Vergeltungsmaßnahmen. Zahlreiche Männer und Jungen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert.

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Niederländische Widerstandskämpfer in ihrem Versteck.

(Während des Krieges versteckten sich auch viele Männer um dem Zwangsarbeitsdienst oder anderen Vergeltungsmaßnahmen aufgrund mangelnder Kollaboration  zu entgehen.)

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Openbare Archieven Canada 51863
Niederländer feiern die Befreiung in Rotterdam
...... Nachdem die Kapitulation offiziell verkündet worden war, verlieh die Bevölkerung im ganzen Land durch öffentliche Feiern ihrer Freude über die Befreiung Ausdruck. 

Alle, die noch Furcht davor gehabt hatten, die Alliierten unter den Augen der Besatzer feierlich zu begrüßen, stimmten nun in die Freudengesänge ein.

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Bilder von der LG1939-49 und ihrer Partnergruppe
von der Veranstaltung in Wageningen hier
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