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Wuppertal 
unter amerikanischer Besatzung
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.. Am 15. April 1945 erreichen amerikanische Streitkräfte der 8th Infantry Division und der 78th Infantry Division die Außenbezirke des Wuppertaler Stadtgebietes. Bereits einen Tag später, am 16. April, übergibt Oberbürgermeister Gebauer dem US-Major Newman im Barmer Rathaus die Stadt.

Links: Karte mit der Marschroute der 78th Infantriedivision (Spitzname "Lightning" Division) durch deutsches Gebiet bis nach Wuppertal.

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Die amerikanischen Einheiten, die Wuppertal einnehmen, sind kampferfahren und haben bereits viele erbitterte Kämpfe gegen deutsche Streitkräfte geführt. Unter anderem waren sie an der Schlacht im Hürtgenwald im Winter 1944/45 beteiligt, bei der die Amerikaner hohe Verluste erlitten und die zu den verheerendsten Kämpfen des Zweiten Weltkrieges zählt. 

Die 78th Infantry Division ist auch an der Einnahme der Brücke von Remagen beteiligt, über die sie im März 1945 den Rhein überquert und dadurch als eine der ersten amerikanischen Truppen ins "Herz Deutschlands" vorstößt.

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Die 78th Infantry Division überquert
die Brücke in Remagen
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Wie in vielen anderen Städten auch, versuchen die Nazis vor den vorrückenden Feinden ihre Spuren zu verwischen und Zeugen zu beseitigen. So kommen die Amerikaner für die Befreiung 28 russischer, polnischer und belgischer Zwangsarbeiter (darunter vier Frauen und ein  sechzehnjähriges Mädchen) sowie 71 überwiegend politische Gefangene zu spät. Sie wurden kurz vor dem Einmarsch von Polizisten und Gestapobeamten ermordet. Auch sind nur wenige der vormals 2500 Wuppertaler Juden noch in der Stadt verblieben. Einige hatten während der NS-Zeit vor der Verfolgung fliehen oder untertauchen können. Über 1000 wurden jedoch zwischen 1941 und 1942 in Konzentrationslager im Osten deportiert und sind dort zumeist umgekommen. Deportationen von Juden, die aufgrund eines „arischen“ Ehegattens oder eines „arischen“ Elternteils zunächst verschont worden waren, erfolgten dann ab 1944.
 
Amerikanisches Flugblatt, das die Bürgermeister 
im Ruhrgebiet und Bergischen Land zur kampflosen
Übergabe ihrer Städte auffordert
... Die Durchführung von Hitlers „Nero-Befehl“, der die Zerstörung aller Militär-, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen beim Rückzug deutscher Streitkräfte vorsah, kann durch das mutige Einschreiten angesehener Wuppertaler Bürger und die Befehlsverweigerung verantwortungsbewusster deutscher Militärs kurz vor der Eroberung der Stadt verhindert werden. Die Stadt wird weitgehend kampflos übergeben.
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Die Zustände, welche die Amerikaner bei ihrem Einmarsch in der Stadt vorfinden, sind jedoch – auch ohne Durchführung des Befehls - katastrophal. Wuppertal ist zu 45% zerstört. 89.000 Wohnungen liegen in Schutt und Asche. 

Die Stadt ist eine Trümmerwüste. Blindgänger, Munition und Minen gefährden das Leben der Einwohner und Soldaten. Es gibt kaum Trinkwasser, keinen Strom und kein Gas. Die Fabriken stehen still.

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Die kriegszerstörte Herzogstraße in Wuppertal
Elberfeld (Wuppertaler Stadtarchiv)
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Die Wuppertaler beklagen über 16.000 Tote (darunter über 7.000 Opfer der Luftangriffe). Die Bevölkerung ist - auch aufgrund umfangreicher Evakuierungsmaßnahmen - um die Hälfte geschrumpft. Von den 200.000 in Wuppertal verbliebenen Menschen, sind mehrere tausend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus halb Europa. Trotz der gesunkenen Einwohnerzahl herrscht große Wohnungsnot, da etwa ein Drittel der Wohnungen zerstört sind. Viele Menschen müssen eng zusammengepfercht in Kellern, Bunkern, und Baracken hausen.

Nahrungsmittel sind Mangelware. Hunger und Elend prägen den Alltag. Einige freigelassene ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die oft jahrelang unter schlimmsten Bedingungen untergebracht und ausgebeuteten worden sind, nutzen die Gelegenheit sich an ihren Peinigern zu rächen und verbreiten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Vorratslager werden von Ausländern wie Einheimischen geplündert. Es gibt zahlreiche Überfälle, in denen den Opfern Wertgegenstände wie Uhren und Schmuck, Fahrräder, selbst die Kleidung vom Leib gestohlen wird. Auch Raubmorde sind keine Seltenheit (verfügen doch viele der Plünderer über Handfeuerwaffen, derer sich flüchtende Wehrmachtssoldaten in Wiesen und Wäldern entledigt haben). Nur allmählich gelingt es, die Ordnung in der Stadt wiederherzustellen.
 
Mit Bildern von KZ-Opfern wird vor der Verbrüderung mit dem Feind gewarnt
.. Die Amerikaner kommen als Besatzer. Für die GIs gilt das Fraternisierungsverbot. Die Deutschen sind als Feinde zu behandeln und jeglicher gesellschaftlicher Umgang mit der Bevölkerung ist untersagt. Zum einen werden Sabotageakte der Organisation Werwolf und anderen deutschen Untergrundbewegungen befürchtet. Zum anderen soll den Deutschen deutlich gezeigt werden, dass sie den Krieg zu verantworten haben und Mitschuld an den schrecklichen Greueln tragen, die von deutscher Seite in dieser Zeit begangen wurden. Der Umstand, dass die Amerikaner in Wuppertal etwa 30.000 Zwangsarbeiter aus Russland, Polen, Italien, Jugoslawien, Frankreich, Tschechien, Belgien und den Niederlanden entdecken, die in überfüllten Lagern und Baracken unter schlimmsten Bedingungen leben müssen, bestätigt diesen Eindruck.
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Als die 78th Infantry Division abzieht, um weiter in Landesinnere vorzurücken, wird die 94th Infantry Division (speziell das untergeordnete 376th Infantry Regiment) am 25. April mit der Verwaltung der Stadt beauftragt. 

Ihr Hauptquartier richten sich die Amerikaner im Verwaltungsgebäude des Glanzstoff-Konzerns in Elberfeld ein. Zudem werden die Kasernen auf den Südhöhen sowie weitere militärische Objekte und rund 300 Privathäuser besetzt, letztere sind vornehmlich ansehnliche Villen, die der Unterbringung der Offiziere dienen.

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Besatzungszone der 94. US. Infantriedivision am 25. April 1945
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Die ersten Anordnungen der amerikanischen Militärregierung kleben bereits wenige Stunden nach der Besetzung an Litfasssäulen, Häusern und Mauern. Zusätzlich fahren ab dem 17. April auch Lautsprecherwagen durch die Straßen, um die Bevölkerung über alle Neuregelungen in Kenntnis zu setzen. Über Zeitungen können sich die Einwohner nicht informieren, da dieses wichtige Propagandamedium der Nazis von den Besatzern verboten wird. Ab dem 12. Mai erscheint dafür erstmalig das „Amtliche Mitteilungsblat für Wuppertal - Bekanntmachungen der Besatzungsbehörde und der Stadt Wuppertal“. Aufgrund von Papierknappheit wird die Auflage allerdings bald von etwa 150.000 Exemplaren auf 10.000 reduziert.

Später wird der unter alliierter Kontrolle stehende Rundfunk zu einer weiteren wichtigen Informationsquelle. Da viele Radiogeräte allerdings in den Kriegswirren (z.B. bei Bombenangriffen, Evakuierungen, durch Flucht, etc.) verloren gegangen oder von Besatzungssoldaten als beliebtes Souvenir mitgenommen worden sind, gibt es zu festen Zeiten Übertragungen des Rundfunkprogrammes durch Lautsprecher auf öffentlichen Plätzen wie dem Alten Markt, dem Neumarkt und dem Laurentiusplatz.
 
Für jeden Stadtteil Wuppertals wird von den Amerikanern ein kommissarischer Bürgermeister ernannt. Denn in den Karten der Amerikaner ist die Großstadt Wuppertal, die 1929 durch die Zusammenlegung mehrerer an der Wupper gelegener Städte entstanden ist, nicht verzeichnet. Deshalb werden die einzelnen Stadtteile (Elberfeld, Barmen, Cronenberg, Ronsdorf und Vohwinkel) wie eigenständige Städte behandelt.Es dauert drei Wochen bis der Irrtum korrigiert und die verschiedenen Bürgermeister durch einen Oberbürgermeister für das gesamte Stadtgebiet abgelöst werden. Die Befugnisse des neuen Oberbürgermeisters Eugen Thomas, leitender Angestellter der Firma Bemberg, sind wie die seiner Vorgänger stark eingeschränkt. Die Besatzer halten sich das Recht vor, einschneidende Maßnahmen zu treffen, ohne ihn vorab zu konsultieren und er selber kann wichtige Entscheidungen nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Besatzungsbehörde treffen. ..
Das erste Amtliche Mitteilungsblatt für Wuppertal verkündet die Ernennung des neuen Oberbürgermeisters
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Fragebogen der Militärregierung,
.. Konsequent werden die ersten Maßnahmen zur Entnazifizierung umgesetzt. Die NSDAP und alle ihre Unterorganisationen werden verboten, alle NS-Gesetze werden aufgehoben. Die Stadtverwaltung darf ihre Arbeit unter Einschränkungen fortsetzen. Alle Mitarbeiter werden jedoch gründlich im Hinblick auf ihre NS-Vergangenheit durchleuchtet und müssen einen Fragebogen zur Mitgliedschaft in der NSDAP, ihren Funktionen in der Partei, Tätigkeiten in weiteren NS-Organisationen bis hin zum Militärdienst, Einkommen, Auslandsreisen und Mitgliedschaft in politischen Parteien vor 1933 beantworten. 

440 der 4700 Stadtbediensteten verlassen freiwillig ihren Arbeitsplatz (bis 1946 verlieren 1000 weitere aufgrund von Entnazifizierungsmaßnahmen ihre Stellung).

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Doch nicht nur die Verwaltung, die gesamte Bevölkerung wird einer umfassenden politischen „Säuberung“ unterzogen. Im Polizeipräsidium, das vorübergehend als „Internment Camp“ dient, werden führende Nazis (und die, die man dafür hält) untergebracht. Im benachbarten Café Fritz Nüter, das in dieser Zeit als Dienststelle der Militärregierung genutzt wird, können Angehörige der Internierten vorsprechen. Allerdings wird das Sondergefängnis schon bald wieder aufgelöst und die Gefangenen werden entweder in größere Internierungslager gebracht oder aus der Haft entlassen.

Mithilfe von Zeugenaussagen und eidesstattlichen Erklärungen von politisch als unbelastet geltenden Bürgern versuchen sich viele ehemalige Nazis von ihrer Vergangenheit „reinzuwaschen“ und als reine Mitläufer in der Partei eingestuft zu werden. Um in den Besitz der Unbedenklichkeitsbescheinigungen (sogenannter „Persilscheine“) zu kommen, scheut auch so mancher nicht vor dreisten Lügen oder Bestechung zurück.
 
Neben der Bevölkerung werden auch Straßen und Gebäude von der Militärregierung „entnazifiziert“. Nationalsozialistische Abzeichen und Symbole, Fahnen, Spruchbänder und Plakate aller Art werden umgehend entfernt. Darüber hinaus bekommen am 16. Mai 1945 insgesamt 36 Straßen und Plätze, die in der NS-Zeit nach Nazi-Größen oder nach für die Nazis wichtigen Ereignissen benannt worden sind, ihren alten Namen zurück. So wird der Horst-Wessel-Platz in Barmen wieder zum Alten Markt und die Straße der SA in Elberfeld wieder zur Königsstraße. ...
Amtliche Bekanntmachung des Oberbürgermeisters mit 
einer Liste der Straßen und Plätze, die aufgrund ihres 
NS-Bezugs umbenannt werden (Stadarchiv Wuppertal)
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Mit der Absicht, die Besatzer bei der Verwaltung der Stadt und dem Aufbau einer demokratischen Ordnung zu unterstützen, bilden sich zwei antifaschistische Aktionsausschüsse in Wuppertal. Die Aktivisten bestehen weitgehend aus ehemaligen Kommunalpolitikern der Weimarer Republik und umfassen neben Kommunisten und Sozialisten bald auch Mitglieder des bürgerlichen Lagers. Als ihre Hauptaufgaben sehen sie es an, dabei zu helfen, die Versorgungslage in der Stadt zu sichern, die Wohnungsnot zu beheben, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einzuleiten, sowie ehemalige Nazis aus der kommunalen Verwaltung zu entfernen. Die Ausschüsse tagen nahezu täglich und erarbeiten vielfältige Vorschläge für wichtige Maßnahmen. Als eine Art „Nebenverwaltung“ zum etablierten Verwaltungsapparat gerät einer der Ausschüsse allerdings schon bald in Konflikt mit den Besatzungsbehörden, die diesem Kompetenzüberschreitungen (wie eigenmächtige Durchsuchungen von Häusern und die Auferlegung niederer Arbeiten an deren Bewohner) vorwerfen. (Der entsprechende Ausschuss löst sich schließlich im August 1945 auf). Dem anderen antifaschistischen Ausschuss hingegen, der vornehmlich im Stadtteil Ronsdorf aktiv ist, gelingt es erfolgreich mit den amerikanischen (und später englischen) Behörden und der städtischen Verwaltungsstelle zusammenzuarbeiten (bis er im Sommer 1946 durch Bezirksausschüsse ersetzt wird).

Bereits kurz nach dem Einmarsch werden die ersten Sofortmaßnamen eingeleitet, um die Lage in der Stadt zu stabilisieren und die größte Not zu lindern. Trinkwasser wird über Wassertanks zur Verfügung gestellt. Strom kann bald wieder zeitweise zur Verfügung gestellt werden. Neu aufgestellte Baracken und Behelfsheime aus Holz dienen als Notquartiere. Die ersten Betriebe können wieder die Produktion aufnehmen. Die wichtigsten Transportwege werden geräumt und wieder instand gesetzt. Weil die meisten Männer sich in Kriegsgefangenschaft befinden, übernehmen vor allem die Frauen die schwere Aufgabe der Enttrümmerung und sichern Ziegel- und Bruchsteine, Bleirohre und Altmetalle für den Wiederaufbau. Die Beschädigungen an einigen Versorgungsleitungen erweisen sich aber als so schwer, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis Rohr- und Gasnetze wieder voll funktionsfähig sind. Auch Holz und Kohle zum Heizen und Kochen bleiben lange Zeit Mangelware. 

Ein wichtiges Anliegen der Amerikaner ist es, die zur Gruppe der Displaced Persons (DPs) zählenden ausländischen Zwangsarbeiter, mit Lebensmitteln, Medizin und Kleidung zu versorgen und ihre Rückführung in die Heimat einzuleiten. Um den Prozess zu vereinfachen, werden sie in größere, nach Sprachgruppen geordnete Camps gebracht.Während die Angehörigen der westlichen Nationen - Franzosen, Belgier, Holländer - recht zügig zurückgeführt werden können, verzögert sich die Heimkehr für viele ehemalige Zwangsarbeiter aus dem Osten.

Im Unterschied zu deutschen "Fräuleins", mit denen die GIs wegen des Fraternisierungsverbotes nicht verkehren dürfen, gibt es keine Einschränkungen für den Umgang mit "DP girls". Bei Tanzveranstaltungen, die gemeinsam in den Camps abgehalten werden, zeigen die GIs den Mädchen, Jitterbug zu tanzen und es entwickeln sich einige Romanzen. Problematisch hingegen erweisen sich die Ausschreitungen einzelner oder in Gruppen organisierter Zwangsarbeiter gegenüber der Wuppertaler Bevölkerung. Während die amerikanischen Besatzer aus Sympathie für die so lange unterdrückten und oft schwer misshandelten Ausländer die Übergriffe anfangs teilweise tolerieren, wird bald dagegen vorgegangen und gewalttätige DPs werden verhaftet.
 
Mappe einer Wuppertaler Bürgerin mit Fächern für die Aufbewahrung verschiedener Lebensmittelkarten
... Am schlimmsten ist und bleibt die Ernährungslage. Das physische Existenzminimum für Erwachsene liegt im Durchschnitt bei etwa 2000 Kalorien pro Tag. Bereits vor dem Einmarsch betrug die tägliche Lebensmittelration für Normalverbraucher aber nur etwa 1000 Kalorien (wobei Zwangsarbeiter noch weniger bekamen). 
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In der Folgezeit sinkt die Zuteilungsmenge jedoch auf 517 Kalorien ab. Für den gesamten Zeitraum vom 28. Mai bis 24. Juni 1945 besteht die Ration für einen Normalverbraucher aus: 400g Fleisch, 310g Fett, 4,5kg Roggenbrot, 300g Erbsen, 125g Zucker, 125g Quark – aber selbst diese extrem geringen Mengen sind oft nicht zu bekommen.

In den Geschäften gibt es nichts mehr zu kaufen. Was essbar ist, Pilze, Beeren, Brennesseln, selbst die Eier von Singvögeln (oder die Vögel selber) werden verzehrt. Aus gerösteten Bucheckern und Eicheln wird Ersatzkaffee hergestellt. Wer die Möglichkeit hat, nutzt seinen Garten oder Balkon zum Anbau von Gemüse. In einer Zeit, wo das Rauchen vielen hilft, den Hunger zu betäuben, ist auch das Aufziehen von Tabakpflanzen beliebt. Um zu überleben, müssen sich viele zusätzlich etwas „organisieren“ gehen. Auf dem Schwarzmarkt explodieren die Preise. Für eine goldene Uhr gibt es eine Büchse Schmalz, so mancher Ehering wechselt für ein paar Ami-Zigaretten den Besitzer. 
 
Ein Teil der Menschen greift zu noch drastischeren Methoden und verschafft sich die begehrten Waren durch Plünderungen. Die Amerikaner stellen schließlich Wachen vor den 15 wichtigsten Lebensmittellagern auf. Zur Unterstützung ernennt die Militärregierung zudem mehrere Hilfspolizisten, die sich unbewaffnet den plündernden Horden entgegenstellen. Die auf General Eisenhower vereidigten und mit Armbinden und Ausweisen versehenen Männer üben ihre Tätigkeit aber nur kurze Zeit aus.  ..
Armbinde für deutsche Hilfspolizisten
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Bereits am 25. April 1945 wird die zunächst aufgelöste Polizei reaktiviert, aber nur die Polizisten, die als politisch unbelastet eingestuft werden, dürfen ihren Dienst wieder aufnehmen. Zunächst bekommen diese zur Kennzeichnung ebenfalls Armbinden, das Tragen der Uniformen wird erst am 7. Mai 1945 erlaubt. Waffen dürfen die Polizisten nicht besitzen, aber sie führen selbstgefertigte Holzknüppel mit sich (die später durch Gummiknüppel ersetzt werden).

Während es relativ zügig gelingt, die Plünderungen zu stoppen, bleibt der Kampf gegen den Schwarzmarkt erfolglos. Trotz Androhung drakonischer Strafen für Schwarzmarkttätigkeiten (mindestens 12 Monate Gefängnis) und regelmäßiger Razzien treiben Hunger und Verzweiflung die Menschen immer wieder zum illegalen Handel mit Nahrungs- und Genussmitteln.
 
Zeitweilige Registrierungskarte (Temporary Registration)
. Auch Hamstertouren aufs Land sind keine Seltenheit, obwohl strenge Ausgangs-
sprerren gelten und es den Bürgern (mit wenigen Ausnahmen) zunächst nicht gestattet ist, das Stadtgebiet zu verlassen. Für die regelmäßigen Personenkontrollen (sowie diverse Behördenangelegenheiten) müssen alle Einwohner der Stadt, die über 12 Jahre alt sind, seit Mai 1945 eine Kennkarte in deutscher und englischer Sprache mit sich führen.
Neben dem Nahrungsmangel, bereitet die Wohnungsnot in der Stadt besonders große Probleme. Abgesehen von aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Soldaten, die vor ihrer Einberufung in Wuppertal gelebt haben, benötigen alle anderen Rückkehrer eine Zuzugsgenehmigung. Bevor sie zuziehen dürfen, müssen sie sich zudem verpflichten, keinen Rechtsanspruch auf ihre ehemalige Wohnung zu erheben und die jetzigen Wohnungsinhaber nicht daraus zu verdrängen. Personen, die ursprünglich nicht aus Wuppertal kommen, wird der Zuzug grundsätzlich verweigert.

(Die Bestimmungen werden erst später unter britischer Besatzung gelockert und von den ab Herbst 1945 in Wuppertal eintreffenden Flüchtlingsströmen aus dem Osten finden insgesamt 70 000 Umsiedler in Wuppertal ihre neue Heimat.).

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Innenaufnahme vom Bunker am Elberfelder Neumarkt, der nach dem Krieg aufgund der großen Wohnungsnot zahlreichen Familien als Notunterkunft diente.
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Die Amerikaner bleiben knapp zwei Monate in Wuppertal. Am 14. Juni 1945 verlassen sie die Stadt, um ihren britischen Verbündeten Platz zu machen. Am 16. Juni 1945 wird Wuppertal dann Teil der britischen Besatzungszone. 

Obwohl die Amerikaner nur kurz in Wuppertal verweilen, stellt ihre Besatzungszeit einen einschneidenden Wendepunkt in der Geschichte der Stadt dar. Die Besatzer bereiten den Weg für einen friedlichen, demokratischen Neuanfang und leiten grundlegende Schritte für den Wiederaufbau der Stadt ein. Unter amerikanischer Verwaltung wird die öffentliche Ordnung wiederhergestellt, wichtige Aufräumarbeiten werden in Angriff genommen, die Wasser- und Stromversorgung wieder instand gesetzt, Notquartiere geschaffen, und erste Entnazifizierungsmaßnahmen durchgeführt. Auch das Verhältnis zwischen Besatzern und Bevölkerung entspannt sich allmählich. Das Fraternisierungsverbot, gegen das sich angesichts des großen Elends der Bevölkerung bei vielen GIs bald Widerstand regt, wird bereits im Juni gelockert. Die Soldaten dürfen mit Kindern sprechen und so manches bekommt einen der begehrten Schokoriegel oder Kaugummis zugeschoben. 

Sammlung von Informationsmaterial
über die Besatzungszeit in Wuppertal
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