Essen liest und swingt
21. Juni 2008, Gerlingplatz/Essen
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Zum Gedenken und gegen das Vergessen wurde
zum 75. Jahrestag mit Vorträgen, Publikumslesungen, Infoständen
und Musik an die Bücherverbrennungen am 21. Juni 1933 auf dem Gerlingplatz
in Essen erinnert. |
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Zum geschichtlichen Hintergrund
der Bücherverbrennung in Essen:
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Im Zuge einer landesweiten Initiative der
Deutschen Studentenschaft wurden ab Mai 1933, nur wenige Monate nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten in einer „Aktion wider den undeutschen
Geist“ unzählige Bücher unliebsamer Autoren verbrannt.
Auftakt für die Aktion bildeten die "12
Thesen wider den undeutschen Geist", die im April 1933 in deutschen Universitäten
plakatiert und von vielen Zeitungen veröffentlicht wurden. Als Gefahr
für die "Reinheit von Sprache und Schrifttum" wird darin vor allem
der Jude und "der, der ihm hörig ist" als "gefährlichster Widersacher"angesehen
und gefordert, sein Gedankengut "auszumerzen".
Rechts: Die zwölf Thesen
wider den undeutschen Geist (Flugblatt vom 12. April 1933) |
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In einer Liste „verbrennungswürdiger
Literatur“ wurden 71 Autorennamen aufgeführt, die zumeist wegen ihres
jüdischen, sozialdemokratischen oder liberalen Hintergrundes abgelehnt
wurden. Zu den gelisteten Autoren zählten unter anderem Kurt Tucholsky,
Bertolt Brecht, Erich Kästner, Thomas Mann, Heinrich Heine, Sigmund
Freud, Stefan Zweig und Albert Einstein. In groß angelegten Sammelaktionen
wurden die Werke der gebranntmarkten Autoren aus Universitäten,
öffentlichen Bibliotheken, Buchhandlungen und privaten Haushalten
entfernt.
Links: Aufruf der Würzburger Studentenschaft an
die Bürger, ihre privaten Bibliotheken von „undeutschem Schrifttum“
zu reinigen (Flugblatt vom April 1933) |
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Schon am 10. Mai starteten in vielen
Städten die Bücherbrennungen. Die gesammelten Bücher wurden
dazu zu einem Scheiterhaufen aufgestapelt und nach einer öffentlichen
Schmährede feierlich verbrannt. In Essen erfolgte die Bücherverbrennung
etwas später am 21. Juni. Sie wurde inszeniert von Essener Nationalsozialisten,
die von dem neu ernannten Leiter der Stadtbibliothek angeführt wurden.
Zahlreiche Bücher, die vorher aus der Stadtbibliothek entfernt worden
waren, wurden als „undeutsch“ verbrannt.
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Der Gerlingplatz kurz vor der Bücherverbrennung.
Rechts kann man den bereits aufgestapelten Scheiterhaufen
erkennen. Im Hintergrund links ist die Gaststätte „Wilh. Schmidt“
mit ihrem Ladenschild zu erkennen. Die Gaststätte existiert auch heute
noch, allerdings unter dem Namen „Panoptikum“. Vor der Machtergreifung
der Nationalsozialisten war dort, als das Lokal noch "Eldorado" hieß,
ein beliebter Schwulen- und Lesbentreff, der allerdings von den Nationalsozialisten
gewaltsam aufgelöst wurde.
Bildquelle: Archiv Ernst Schmidt |
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Bücherverbrennung auf dem Gerlingplatz
Als traditioneller Versammlungsort der Essener Arbeiterbewegung
war der Gerlingplatz bewusst als Schauplatz der Bücherverbrennungen
ausgewählt worden. Die Verbrennungen wurden als Befreiungsschlag gegen
die "unseligen Volksverräter" gefeiert. SA- und SS-Leute, Mitglieder
der NSBO, Jungen in HJ-Uniform, aber auch neugierige Männer und Frauen
waren gekommen, um sich das Spektakel anzusehen.
Bildquelle: Archiv Ernst Schmidt. |
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