Swingtanz im Dritten Reich
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Das aus Amerika kommende Swingfieber erfasste
trotz massiver Gegenwehr der Nationalsozialisten Mitte der 30er Jahre auch
das Dritte Reich. Seinen Höhepunkt erreichte es 1936 während
der Olympiade, als internationale Orchester in Berlin Swingmusik spielen
durften, da die Nazis gegenüber dem Ausland möglichst weltoffen
erscheinen wollten.
Der Swingtanz war eine neue Variante der bereits
existierenden Jazztänze der 20er Jahre und entsprach dem 1927 in Harlem
aufgekommenen amerikanischen Modetanz "Lindy Hop" (eine Anspielung auf
den Jahrhundertflug Lindberghs). Er erforderte eine lockere Bewegung aller
Gliedmaßen und wurde paarweise, meist dem Tempo folgend, mehr oder
weniger wie der Foxtrott mit viel Improvisation getanzt. |
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Allerdings enthielt der Lindy Hop akrobatische
Figuren, bei denen die Partner sich gegenseitig über den Kopf und
um die Hüften warfen. In Deutschland gab es diese Luftsprünge
erst nach dem Krieg.
Obwohl der Swingtanz als angeblich "artfremde
Kulturschande" galt, wies er doch deutliche Parallelen mit alpenländischen
Volkstänzen(z.B. dem Schuhplattler) auf: offene Paarhaltung, Drehen
unter dem Arm des Partners, gegenseitiges Hochheben. |
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Besonders Jugendliche favorisierten Swingmusik
und Swingtanz, setzten diese doch ein ganz anderes, attraktiveres Lebensgefühl
- den "american way of life" gegen den HJ-Einheitsdrill. Die getanzte
Lebensfreude wurde daher als gefährlicher Widerspruch zu propagierter
Zucht und Ordnung gesehen, so dass die "Swing-Jugend"
mit Ausbruch des Krieges als wehrzersetzend zunehmend schärfer bekämpft
wurde. |
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(Das hier abgebildete Schild ist übrigens
nicht authentisch, sondern die findige Idee einer Plattenfirma Mitte der
70er Jahren für ein Plattencover. Es gab kein generelles Verbot der
Reichskulturkammer. Vor dem Krieg wurden nur vereinzelt lokale Swingtanzverbote
erteilt.) |
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Im Zuge des Krieges gab es immer wieder Tanzverbote
(für alle Tänze), bis es 1944 zur endgültigen Einstellung
des offiziellen Vergnügungsbetriebes kam. Tanzen war somit im wesentlichen
auf den kleinen privaten Rahmen beschränkt. Nach dem Krieg feierte
der Swingtanz als Boogie-Woogie durch die amerikanischen Besatzungsmächte
in Westdeutschland einen erneuten Siegeszug. |